Wohnungsgarten

Warum manche Samen den Winter brauchen

So unterschiedlich manche Samen aussehen, so unterschiedlich sind sie auch, wenn es um die Keimung geht. Manche mögen es hell, manche dunkel, die meisten müssen dauerhaft feucht gehalten werden, einige wollen gern tropische Temperaturen und wiederum andere brauchen den Winter. Für die muss es so richtig schön knackig kalt sein. Aber warum eigentlich?

Ist denn schon Frühling?

Vielleicht ist es euch auch schon einmal passiert, dass ihr etwas ausgesät habt und es partout nicht keimen wollte? Mir geht es gerade mit dem Zierlauch so. Ich warte und warte, aber es passiert einfach gar nichts! Und wisst ihr, woran das liegt? Zierlauch gehört wie viele andere Pflanzen zu den Kaltkeimern.

Diese Samen brauchen einen Kältereiz, damit sie mit dem Keimen starten können. Zum größten Teil sind es mehrjährige Stauden und Gehölze, bei denen das der Fall ist, und sie sind in Gegenden zu Hause in denen der Unterschied zwischen Sommer und Winter besonders ausgeprägt ist.

Damit die Samen nicht fälschlicherweise schon im Herbst keimen und die empfindlichen Jungpflanzen dann Frost und Schnee ausgesetzt sind, hemmen Hormone im Samen die Keimung. Während einer anhaltenden Kälteperiode werden diese Hormone langsam abgebaut. Sobald es dann wieder wärmer wird, können die Samen keimen. Frost kann den Jungpflanzen dann nichts mehr anhaben.

Winter to go

Aber was machen wir nun mit dem Saatgut, das wir im Sommer und Herbst fleißig gesammelt und den Winter über – nach Vorschrift – trocken und dunkel gelagert haben? Einen Winter haben diese Samen nie erlebt, die keimhemmenden Hormone konnten noch nicht abgebaut werden. Wir müssen diesen Samen also einen Winter vorgaukeln, was man in der Botanik Stratifikation nennt. Was sich kompliziert anhört, ist denkbar einfach! Denn wo herrschen konstante, kalte Temperaturen? Im Kühlschrank! Und den hat nun wirklich jeder.

Es gibt verschiedene Methoden die Samen im Kühlschrank aufzubewahren. Angefeuchtet werden die Samen in jedem Fall, damit sie nicht austrocknen. Entweder schlagt ihr die Samen dann in ein Küchentuch ein oder gebt Sand dazu. Das Ganze steckt ihr dann in ein geschlossenes Gefäß. Je nach Pflanze müssen die Samen nun mehrere Wochen im Kühlschrank bleiben. Bei Apfelsamen sind das nur zwei Wochen, es gibt aber auch Samen, die bis zu zwei Monate im Kühlschrank bleiben müssen. Während dieser Zeit solltet ihr immer mal wieder prüfen, ob die Samen noch feucht genug sind.

Ist die Zeit im Kühlschrank vorüber, können die Samen wie ganz normales Saatgut ausgesät werden. Das haben wir auch so mit der Hälfte unserer Apfelkerne gemacht. Neun von zwölf Samen sind gekeimt. Die andere Hälfte hatte ich, in Wasser schwimmend, noch einige Zeit in der Küche gelagert. Diese Samen haben sehr schnell Wurzeln gebildet. Der Kältereiz war also vollkommen ausreichend.

Unsere aktuellen Gäste im Kühlschrank sind fünf Samen der Indianerbanane. Die müssen aber noch bis Mitte Mai dort ausharren. Und was machen wir nun mit dem nicht keimenden Zierlauch? Wahrscheinlich werde ich sie samt Aussaattopf in einer Tüte in den Kühlschrank stellen. Ob das wohl noch klappt? Ich werde berichten ;)

Bis bald!

Eure Kathleen

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