Buchvorstellung Ackerhelden

Buchvorstellung: Ackerhelden – Biogärtnern für Einsteiger

Dieser Artikel enthält unbezahlte Werbung // Welcher Gärtner hat je ausgelernt? So finden wir in jedem Buch, das wir lesen, mehr Erkenntnisse rund ums grüne Hobby. Für manche scheint das Biogärtnern nicht einfach umzusetzen zu sein. Dieses Buch soll Abhilfe schaffen und dem Anfänger das Biogärtnern erleichtern.

Buchcover "Ackerhelden - Biogärtnern für Einsteiger"Das Buch “Ackerhelden – Biogärtnern für Einsteiger” von Birger Brock und Tobias Paulert ist am 25. Januar 2022 im Verlag Dorling Kindersley erschienen. Das Hardcover-Buch beinhaltet auf insgesamt 168 Seiten zahlreiche Informationen rund ums eigenständige Biogärtnern. Beschrieben wird Grundlegendes zur Anbauplanung und Umsetzung des ersten Beetes, die Bodenvorbereitung, das Bauen eines Hochbeetes und  hilfreiche Werkzeugausstattung. Es folgt ein sehr ausführlicher Teil zu den verschiedenen Gartengewächsen, ihrem Anbau, der Pflege, Ernte, Lagerung und Konservierung. Kurz umrissen werden die Themen Mischkultur und Kulturfolge. Ebenso werden im letzten Kapitel noch Erste Hilfe Maßnahmen für die eigenen Pflanzen beschrieben.

Buchvorstellung Ackerhelden - Bei der Arbeit

Willkommen zurück in der Schule

Wo Biogärtnern drauf steht, da ist auch Biogärtnern drin. Bei diesem Buch kann man sich der Sache auf jeden Fall sicher sein, denn es werden keine halben Sachen gemacht. Vielmehr wird das Biogärtnern als Nonplusultra gepredigt, als dürfe es nichts daneben geben. Konventionelles Gärtnern ist in keinem Fall eine Option und wird regelrecht verteufelt. Wehe man kauft auch nur ein Pflänzchen oder ein Samenkorn konventionell ein, denn dann wäre ja die ganze Ernte nicht mehr bio! Geschrieben wurde in einem überaus belehrenden Tonfall, sodass man sich regelrecht auf die Schulbank zurückversetzt fühlt. Ob das für Einsteiger wirklich so viel Sinn ergibt?  Dieses Buch verzeiht zumindest keine Fehler, das ist sicher.

Bitte einmal alles neu!

Der Einsteiger, der nach diesem Buch gärtnern möchte, wird in jedem Fall tief in die Tasche greifen müssen. Denn wie schon erwähnt, dürfen ausschließlich bio-Produkte verwendet werden. So sollen Samen und Pflanzen auf jeden Fall vom Biogärtner stammen. Für Hochbeete sollen im Idealfall unbehandelte, neue und langlebige Hölzer Verwendung finden. Als heimische, hochwertige Hölzer werden Robinie und Edelkastanie vorgeschlagen. Diese Empfehlung ist allerdings irreführend, denn die Bäume wachsen zwar durchaus in Deutschland, kommen aber ursprünglich im Mittelmeerraum (Edelkastanie) und in Nordamerika (Robinie) vor. Für die Lärche, die im Buch übrigens nicht zum Hochbeetebau empfohlen wird, wird sogar erwähnt, dass sie in Deutschland endemisch ist. Meines Wissens gehören die Karpaten, die das natürliche Verbreitungsgebiet der Europäischen Lärche darstellen, allerdings nun wirklich nicht zu Deutschland. Wie praktisch, dass sich der geneigte Leser über Holzarten aber im Grunde nicht so wirklich Gedanken machen muss, da die Ackerhelden in ihrem Shop ein passendes Hochbeet-Set aus Edelkastanienholz anbieten… Natürlich mit Hinweis im Buch.

Buchvorstellung Ackerhelden

Gärtnern mit Helferlein

Natürlich gehört zum biologischen Gärtnern, dass chemische Pflanzenschutzmittel nicht genutzt werden. So stehen zum Beispiel  Rezepte für Ackerschachtelhalmbrühe und Brennesseljauche, die sich als Dünger und zur Pflanzenstärkung eignen, als biologische Alternativen im Buch. Selbstverständlich wird auch erwähnt, dass man idealerweise nicht viel mit Folien arbeiten soll, da sich der Kunststoff nicht zersetzt und vor allem giftige Stoffe an die Pflanzen abgeben kann. Mit diesen Hinweisen im Hinterkopf fällt auf, dass Kulturschutznetze (die erfahrungsgemäß aus Kunststoff bestehen) an vielen Stellen wohl das Mittel der Wahl in der Insektenabwehr wären. Seltsam… Davon, dass auch bestimmte Blumen Insekten von den Gemüsepflanzen abhalten können, steht da leider nichts geschrieben. Und gab es da nicht auch Schneckenkragen, die vor Nacktschnecken schützen sollen? Hm nee, das wird im Buch bedauerlicherweise nicht erwähnt.

Und können nicht auch Nützlinge bei dem Pflanzenschutz helfen? Klar, dieses Thema wird jedoch nur grob umrissen. Anstelle dessen wird sogar erwähnt, dass sich Nützliche in Hobbypackungen übers Internet kaufen lassen, ohne konkret darauf einzugehen. Dabei ist gerade dieser Kauf von Nützlingen durchaus riskant. So haben wir auf diese Weise ursprünglich den Asiatischen Marienkäfer etabliert, der aktuell unsere heimischen Arten verdrängt und die angebotenen Mauerbienenkokons können Krankheiten aus angestammte Arten übertragen sowie diesen das Nahrungsangebot streitig machen. Nehmt also bitte Abstand von solchen Ideen und lockt Nützlinge lieber mit einem idealen Lebensraumangebot an!

Für wen eignet sich das Buch?

Diese Frage habe ich mir so häufig während des Lesens gestellt und nicht wirklich eine Antwort darauf gefunden. Auf einer Seite denke ich, dass Menschen, die biologisch Gärtnern wollen, in der Regel keine kompletten Anfänger sind und sich zumindest mit dem Begriff “bio” auskennen. Zum anderen wird in dem Buch so sehr darauf geachtet, dass alles neu sein muss, dass die Hürde für Menschen, die nur einen kleinen Geldbeutel zur Verfügung haben, viel zu hoch ist, um tatsächlich mit dem Gärtnern anzufangen. Ebenso wird deutlich, dass biologisches Gärtnern nicht unbedingt auch nachhaltiges Gärtnern bedeuten muss. Denn Nachhaltigkeit bedeutet ebenso Wiederverwenden wie Selbermachen. Davon ist im Buch leider zu wenig zu lesen.

Das Buch “Ackerhelden – Biogärtnern für Einsteiger” hat bei mir ein gemischtes Gefühl hinterlassen, sodass ich es euch nicht wirklich guten Gewissens empfehlen kann. Vielleicht würde ein neues Buch der Ackerhelden toleranter gegen Fehler und den Lernprozess, den es beim Gärtnern naturgemäß gibt, sein. Denn Gärtnern bedeutet in erster Linie ausprobieren und lernen. Niemand ist auf Anhieb perfekt.

In diesem Sinne: Lasst euch nicht unterkriegen ;)

Bis bald!

Eure Kathleen

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